Wieso wird plötzlich die Überfliegung des Müggelsees diskutiert?
Im Herbst letzten Jahres hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) erstmals „neue“ Flugrouten vorgestellt, die sich von den ursprünglich von den Berliner Flughäfen 2002 öffentlich vorgestellten Flugrouten unterscheiden. Die neuen Routen sehen eine frühe Auffächerung der Flugrouten vor, wodurch ein wesentlich größerer Bereich von Berlin vom Fluglärm betroffen sein wird. Im März diesen Jahres wurde erstmal eine Flugroute über dem Müggelsee in die Diskussion gebracht, womit die von der Nordbahn abfliegenden Flugzeuge über den Müggelsee, Friedrichshagen und Schöneiche geführt werden sollen.
Am 4. Juli 2011 sprach die Deutsche Flugsicherung sich offiziell für die Überfliegung des Müggelsees aus. Die DFS begründete ihre Entscheidung damit, dass diese Route der Empfehlung der Fluglärmkommission entspräche, die gefordert hatte, dass nicht die gleichen Gemeinden durch An- und Abflüge belastet werden sollten. Die Müggelseeroute entlaste Erkner, eine Gemeinde, die bereits beim Anflug überflogen werde.
Für die Flughafenbetreiber hat die Müggelsee-Route mehrere Vorteile:
• Durch das frühe Abknicken der Flüge in Richtung Norden behindern sich die abhebenden Flüge auf der Nord- und der Südbahn des BBI nicht, d.h. beide Bahnen können unabhängig voneinander betrieben werden
–> Mehr Starts pro Stunde sind möglich
• Flüge in Richtung Westen brauchen nur eine kleine Schleife zu fliegen, bevor sie nach Westen abdrehen können
–> Die Flugzeuge fliegen kürzere Wege, damit senken sich die Kosten für die Betreiber
Was heißt das für Friedrichshagen und den Müggelsee?
• In der ersten Ausbaustufe des BBI werden bei Oststarts 122 Flugzeuge pro Tag in einer Höhe von 1000 bis 1500m über den Müggelsee und Friedrichshagen fliegen. Auch die weiter nördlich liegenden Ortschaften wie z.B. Schöneiche, Hoppegarten und Neuenhagen werden von der geplanten Flugroute massiv betroffen sein.
• Da sich die Piloten ab einer Höhe 1500 Metern nicht mehr an die vorgezeichneten Routen halten müssen und früher Richtung Westen abknicken können, werden auch Ortschaften westlich der angegebenen Routen belastet werden. Flugrouten sind keine engen Straßen sondern breite Korridore, so dass es zu einer großflächigen Verlärming der Region kommen wird.
• Tausende von Berlinern verlieren das Naherholungsgebiet rund um den Müggelsee, dass intensiv für Wassersport, Spaziergänge und Fahrradtouren genutzt wird. Denn wer möchte sich schon bei Fluglärm vom Alltagsstress erholen?
• Mit der Zerstörung des Naherholungsgebiets sind für Geschäfte und Gastronomiebetriebe in der Müggelseeregion deutliche Umsatzeinbussen zu erwarten.
• Bei dem geplanten Ausbau vom BBI zum Internationalen Drehkreuz wird die Belastung noch stärker werden. Die Zahl der Flugbewegungen pro Jahr wird von 360.000 auf 550.000 steigen. (Zum Vergleich: Der Flughafen Frankfurt wickelt zur Zeit 460.000 Flugbewegungen pro Jahr ab.) Für den Müggelsee hieße das bei Oststarts: Nicht nur 122 sondern bis zu 200 Flugbewegungen pro Tag.
Aber jetzt fliegen doch auch schon Flugzeuge über den Müggelsee. Was ist daran so schlimm?
Ja, auch jetzt gibt es Flugverkehr über der Müggelseeregion, ABER:
• Es handelt sich um Flugzeuge im Landeanflug auf Tegel. Da landende Flugzeuge leiser sind als startende, ist in der Zukunft mit einer wesentlich höheren Lärmbelastung zu rechnen, als was wir im Moment erleben. Die aktuell über Friedrichshagen fliegenden Flugzeuge können Sie hier sehen.
• Zur Zeit fliegen etwa 50 Flugzeuge pro Tag über unsere Region. Bei vollem Ausbau vom BBI werden es allein bei Oststarts um die 200 Überflüge pro Tag sein.
• Bei den Tegeler Flugzeugen handelt es sich überwiegend um kleine, relativ leise Maschinen, vom BBI werden auch große Jets starten.
• Der Flughafen Tegel hat ein Nachtflugverbot zwischen 23 Uhr und 6 Uhr, d.h. zu diesen Zeiten gibt es im Moment keine Flüge über dem Müggelsee. Das Nachflugverbot für den BBI gilt zur Zeit nur zwischen 24 Uhr und 5 Uhr.
Gibt es Alternativen, sodass der Überflug der Müggelsee-Region verhindert werden kann?
Ja! Es gibt mehrere konkrete Alternativen. Die sogenannte „Alternative 14“ wurde von Michael Schneider, dem stellvertretenden Bürgermeister von Treptow-Köpenick und FLK-Mitglied vorgeschlagen und präsentiert. Hier finden Sie weitere Informationen zur „Alternative 14.
Es gibt auch einen Routenvorschlag der CDU, welcher südlich der Gosener Wiesen entlang führt.
Was können wir gegen die geplante Flugroute über den Müggelsee tun?
Wir als Bürger können uns wehren! Sehen Sie hier, was Sie persönlich gegen die Flugrouten über der Müggelseeregion tun können!
Wie hat der Rechtsstaat die Bürger bei den BBI/BER-Startrouten getäuscht?
Zur Entstehung der Flugrouten – oder wie der Rechtsstaat seine Bürger bei den BBI/BER-Startrouten täuschte gibt es hier eine Entwicklung der Flugrouten.