Es hat lange genug gedauert, bis die regionale wie überregionale Presse sich des Skandalflughafens BER und seiner (Un-) Verantwortlichen endlich in gebührender Form angenommen hat. Doch am 8. Mai kapitulierten Schwarz, Wowereit, Platzeck und Co. vor dem schier unüberwindbaren Chaos, traten vor die Presse und sagten den geplanten Eröffnungstermin des BER ab. Seitdem schaut die Presse genauer auf die imposante Bauruine am südlichen Stadtrand von Berlin.
Die renommierte Wochenzeitung „Die Zeit“ schaute in ihrer Ausgabe vom 21. Juni 2012 einmal haargenau auf die Rolle, die der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit in diesem unseligen Schmierentheater gespielt hat und weiterhin spielt. DerZeit- Artikel „Blindflug in Berlin“ macht deutlich, dass die Überraschung und Ahnungslosigkeit, die Klaus Wowereit am 8. Mai vor der Presse demonstrierte, reine Schauspielerei war.
Wowereits maßlose Selbstüberschätzung
Denn während Wowereit versucht, seine Rolle bei dem Flughafendesaster klein zu reden, wird hier ein ganz anderes Bild gezeichnet. So schreibt „Die Zeit“, dass es „maßgeblich Klaus Wowereit war, der den ursprünglichen Plan umstieß, den Airport von einem privaten Firmenkonsortium bauen zu lassen. Seine Parole lautete, wir bauen selbst, die Begründung, wir werden zeigen, dass man auch ohne Kostenexplosion ein solches Programm stemmen kann“. Wowereit hat seine Planungsfähigkeit und die seiner Mitarbeiter demnach maßlos überschätzt.
Totales Organisationsversagen
Liest man weiter in dem Zeit-Artikel, rauft man sich einfach nur die Haare. Da wurde geplant, Planungen wieder über den Haufen geworfen, Neues hinzukonstruiert, bereits bestehendes abgeändert und zwar dergestalt, bis – salopp formuliert – niemand mehr wusste, was hinterher eigentlich dabei herauskommen sollte: „Wehe, keiner hat den Überblick, wehe, jeder baut an einem Eckchen rum, ohne zu wissen wohin das Anschlussstückchen kommen soll, und wehe, plötzlich heißt es, das Bild wird jetzt wieder anders aussehen. […] So entstand das reine Chaos“.
Und die Kosten? Sie stiegen und stiegen. Mittlerweile ist von weit mehr als 4 Milliarden Euro die Rede. „Die Zeit“ sprach mit einem Kenner aus dem innersten Bereich des Flughafens, der davon überzeugt ist, „dass es nicht lange dauern wird, bis die Staatsanwaltschaft hier auftauchen wird“.
Wowereit – Der große Diktator
Während am Flughafenbau zu Schönefeld babylonische Sprachverwirrung herrschte oder – anders ausgedrückt- offenbar Basisdemokratie in Reinform praktiziert wurde, spielte Wowereit unterdessen seine Macht ohne Rücksicht auf Verluste aus. Gilt er in der Öffentlichkeit als netter und schlagfertiger Party-Bürgermeister, bezeichnen Menschen aus seinem näheren Umfeld Wowereit als cholerischen Menschen, der andere zusammenstauche während er selbst keine Kritik vertrage – wenn überhaupt, dann nur unter vier Augen. Wowereit – so hat es „Die Zeit“ von Menschen erfahren, die ihn gut kennen, sei ein „jovialer Menschenfeind“. Ein Weggefährte bemüht gar das Westerngenre, um Klaus Wowereit zu beschreiben: „ Der Klaus ist wie einer dieser Revolverhelden, der sich plötzlich umdreht und einen Kumpel erschießt und dem Sterbenden nachruft, du wusstest ja, wie riskant das Leben mit mir ist.“
Mit dieser Brutalität, mit der Wowereit seine Politik durchsetzte, versuchte er nun auch, den Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 für den Flughafen durchzusetzen. Laut „Die Zeit“ sprachen Insider am Flughafen von „einem Klima der Angst“, das dort herrschte und das Ampeln, die in Controllingberichten auf rot standen, einfach auf gelb gesetzt wurden: „Gestolpert sind Wowereit und die Flughafengesellschaft mit ihrer Brachialmethode letztlich über die irrste ihrer Durchwurschteleien: die Mensch-Maschine-Lösung für den Brandschutz“.
Doch nicht alle Verantwortlichen lassen sich von der brutalen Machtpolitik Wowereits und der Flughafengesellschaft verbiegen. Es gab durchaus Leute mit Rückgrat in diesem desaströsen Verfahren, wie beispielsweise den Chef der Planungsgemeinschaft Papp und die Verwaltungsmitarbeiter des Landkreises Dahme-Spreewald. Diese zogen die Notbremse und verweigerten dem BER-Desaster letzten Endes ihre Zustimmung. So scheiterte was scheitern musste. Der Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 wurde gecanceled.
Wowereit und der Eröffnungstermin
Großspurig verkündeten Wowereit und Co. zunächst, dass die Eröffnung noch im August oder September diesen Jahres 2012 stattfinden wird. Dann wurde der 17. März 2013 genannt. Dieser Termin steht inzwischen auch wieder zur Disposition.
Denn anstatt die Beteiligten an einen Tisch zu bitten und zu beraten, wie man denn nun das Flughafenprojekt zu einem sinnvollen Abschluss bringt, hat der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Wowereit erst mal Technikchef Körtgen und der Planungsgemeinschaft gekündigt mit dem Ergebnis, dass – so „Die Zeit“ – nun die Baustelle ruht: „Kaum ein Arbeiter ist rund um den 22 Meter hohen, eindrucksvollen Fluggastterminal zu sehen. Seit der Kündigung der Planer ruhen die Bauarbeiten. Schon seit Wochen. Nach Schätzungen von Experten kostet der Stillstand jeden Tag 1,2 Millionen Euro. Mindestens.“
Flughafenchef Schwarz als Kugelfang für Wowereit
Für Verwunderung sorgte, dass der verantwortliche Flughafenchef Rainer Schwarz nicht ebenfalls gefeuert wurde, zumal laut „Die Zeit“ das Verhältnis zwischen ihm und Wowereit zerrüttet ist. Doch die gut informierte Wochenzeitung aus Hamburg hat auch hierfür plausible Aussagen aus dem Umfeld von Wowereit: „Wowereit habe Schwarz nur deshalb nicht gefeuert,[…] weil er ihn als Schutzschild noch braucht, damit er selbst nicht alle Kugeln des öffentlichen Feuers abbekommt“. Wir sind gespannt, bis zu welchem Kaliber Rainer Schwarz das mit sich machen lässt, bevor er zur Seite tritt und Wowereit den Vortritt lässt.