Am Montag, den 2. Juli fand um 19 Uhr zum 53. Mal die schon traditionelle Demonstration auf dem Friedrichshagener Marktplatz statt, an der ca. 1.500 Menschen teilnahmen. Genau vor einem Jahr sind wir gestartet. Nachdem Liese die Müggelseeanwohner mit ihrem Lied „Luftverkehr – Witschaftswunder – Deutschland“ in Stimmung gebracht hatte, gab Hans Behrbohm zunächst einen Rückblick auf das vergangene, so ereignisreiche Jahr mit Hilfe des „Bären der Woche“.
An Dreistigkeit nicht zu überbieten – Wowereit gibt ein Interview
Leser der Berliner Zeitung kamen am Samstag morgen mal wieder nicht aus dem Staunen heraus. Auf 1(!) kompletten Seite durfte sich Wowereit den Fragen des Journalisten nicht nur entziehen, sondern auch noch Unverschämtheiten und Halbwahrheiten verbreiten. Das man dieses Interview nicht einfach stehen lassen konnte, fand auch Ralf Müller in seinen „News of the Week“. Denn die Politik in Berlin und Brandenburrg hat beim Flughafendesaster einfach Unrecht zu Recht erklärt. Auf allen Ebenen in Politik, Verwaltung und bei den beteiligten Unternehmen wurde und wird versucht, den Betrug an den Bürgen wasserdicht zu machen. Dabei heiligt der Zweck die Mittel.
Dies zeigt das Beispiel einer angeblich nicht existierenden Akte im Archiv der Flughafengesellschaft aus dem Jahr 1998 – die dann doch aufgefunden wurde und komplett staubfrei war – im Gegensatz zu den anderen Akten aus diesem Zeitraum.
Und Wowereit? In besagtem Interview gibt er zum besten, dass die Verschiebung der Flughafeneröffnung erst am 7. Mai offenkundig geworden wäre und dies an der Brandschutzanlage läge. Nun ja – ein Journalist von Welt-Online sprach am 10. Juni gegenüber Verkehrsminister Ramsauer den Verdacht aus, dass es Gerüchte gäbe, „wonach Flughafenchef Schwarz Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit schon im März davon überzeugen wollte, den Eröffnungstermin zu verschieben. Er sei aber abgeblitzt, weil das „politisch nicht vermittelbar“ sei.“
Da bleibt nur zu hoffen, dass der Untersuchungsausschuss zum BER-Desaster Licht in das Dunkel bringen und Dichtung und Wahrheit in Wowereits Aussagen klar auseinanderdividieren wird .
Da fallen alle Masken – Wowereit versucht, die Bürger gegeneinander auszuspielen
Den absoluten Tiefpunkt des Interviews stellte Wowereits Versuch dar, die von Fluglärm gequälten Menschen in der Ein- und Abflugschneise von Tegel gegen die Menschen im Süden auszuspielen, die künftig unter dem völlig überdimensionierten Drehkreuz des BER leiden sollen. Als ob es rund um den Flughafen Schönefeld nicht schon jetzt in den Ostwohnbezirken Menschen geben würde, die rund um die Uhr Fluglärm ertragen müssen. Herr Wowereit erweist sich hier einmal mehr als reiner Westberlin-Bürgermeister. Und das ist ganz schlecht so!
Wenn Wowereit die Kosten für den Schallschutz für überzogen hält, dann möge er sich ins Bewusstsein rufen , dass diese kostenintensiven Schallschutzmaßnahmen nur deshalb erforderlich werden, weil er ein internationales Drehkreuz mit sehr lauten, langsam steigenden Langstreckenflugzeugen in den Wohngebieten forciert.
Im Anschluss an die News of the Week legte der verkehrspolitische Sprecher der Brandenburger CDU-Fraktion Rainer Genilke die Sicht seiner Fraktion dar.
Dann kam es zu einer Premiere auf dem Friedrichshagener Marktplatz. Zum ersten Mal sprach ein Mitglied der Piraten, Oliver Höfinghoff, zu den Demonstrationsteilnehmern und fand großen Anklang, zumal die Piraten zur Vorbereitung auf den BER-Untersuchungsausschuss eine Website zum anonymisierten Hochladen von Dokumenten eingerichtet haben. Höfinghoff wies in seiner Rede unter anderem auf den Aspekt hin, dass der einzige Teilbereich, der pünktlich fertig geworden ist, ausgerechnet das umstrittene Abschiebegefängnis ist…
Anschließend folgten Grußworte von Renate Künast, Professor Peter Dankert, Gregor Gysi und zahlreichen Bürgerinitiativen.
Begeistert waren die Demonstrationsteilnehmer auch von der Rede von Herrn Mahmoud, der die Situation wunderbar auf den Punkt brachte: „Es ist der Kampf von David gegen Goliath. Aber in diesem Jahr ist David gewachsen, während Goliath aufgrund der zahlreichen Lügen kurze Beine bekommen hat.“
Den Abschluss bildete ein Trompetensolo, dieses Mal in der Hoffnung, den skandalösen BER-Flughafen bald einem geeigneteren Nutzungskonzept zuzuführen.
Hier finden Sie das Video zur 53. Montagsdemonstration.
Anbei einige Impressionen der heutigen Montagsdemonstration.