Mas­ter of Desas­ter – Poli­ti­ker im Aufsichtsrat

Es hat bekannt­lich eine Wei­le gedau­ert, bis auch die Haupt­stadt­pres­se begon­nen hat, sich end­lich kri­tisch  mit der Rol­le Wowe­reits und Platz­ecks bezüg­lich des Flug­ha­fens BER aus­ein­an­der­zu­set­zen. Um so erfreu­li­cher ist es, dass in kur­zer Zeit gleich zwei Arti­kel im Tages­spie­gel dar­auf ange­legt sind, dem Regie­ren­den gehö­rig die Levi­ten zu lesen. Robert Leicht setzt  in sei­nem Arti­kel vom 13.08.2012 Wowe­reit und Platz­ecks BER-Desaster in eine unrühm­li­che Serie mit Kurt Becks Bauch­lan­dung am Nür­burg­ring und Ste­fan Map­pus‘  Ver­sa­gen beim EnBW-Deal. Und wo das – spä­tes­tens nach einem Regie­rungs­wech­sel – hin­führt, führt uns der  Fall Map­pus bekannt­lich  aktu­ell gera­de vor Augen. Denn hier wur­den inzwi­schen  staats­an­walt­li­che Ermitt­lun­gen ein­ge­lei­tet. Die Über­schrift von Leichts Arti­kel lau­tet wie ein Appell:

„Poli­ti­ker raus aus den Aufsichtsräten“

Denn wie, so fragt Robert Leicht, kön­nen sich Wowe­reit und Platz­eck ein­bil­den, „sie ver­fü­gen über die Ein­sicht, Erfah­rung, Zeit und sach­li­che Ein­dring­tie­fe, den Auf­sichts­rat des Mam­mut­pro­jekts Groß­flug­ha­fen anzu­füh­ren und unter Kon­trol­le zu hal­ten? Mit vier drei­stün­di­gen Sit­zun­gen im Jahr ist der­lei nicht zu leisten- ganz abge­se­hen von der feh­len­den Sach­kun­de von Fach­frem­den, denen man jeden Bären[sic] auf­bin­den kann. […]“

Leicht geht noch wei­ter und fragt gar nach der Haf­tung, haben doch Auf­sichts­rats­mit­glie­der „die Sorg­falts­pflicht eines gewis­sen­haf­ten Geschäfts­lei­ters anzu­wen­den.“ Schließ­lich müss­ten sie im Fal­le das etwas schief­geht „nach­wei­sen, dass sie (und wie sie) rich­tig gehan­delt haben; es gibt die Beweis­last­um­kehr. Bei einer sol­chen Befra­gung“ so Robert Leicht, “ kämen die Her­ren Wowe­reit und Platz­eck ganz schön ins Schwit­zen – und übri­gens auch ins Bezah­len von Scha­den­er­satz.“ Dem ist nur wenig hinzuzufügen…

Wowe­reit und der Datenschutz…

Doch anstatt sich zu schä­men und Bes­se­rung zu gelo­ben, greift Wowe­reit aus­ge­rech­net die Pira­ten an, die Licht ins Dun­kel brin­gen wol­len, wie Mar­kus Hes­sel­mann, eben­falls beim Tages­spie­gel, in sei­nem Arti­kel „Wowe­reit sind Geschäfts­ge­heim­nis­se wich­ti­ger als Infor­ma­ti­ons­frei­heit“  schreibt. Wowe­reit, so schreibt Hes­sel­mann süf­fi­sant, tut sich gera­de als Daten­schüt­zer her­vor:  „Als Schüt­zer jener Daten, die offen­ba­ren, wie der von ihm geführ­te Auf­sichts­rat der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft und das von eben die­sem Gre­mi­um kon­trol­lier­te Manage­ment ver­sagt haben bei dem Ver­such, in Ber­lin einen Flug­ha­fen in einem ver­tret­ba­ren Zeit- und Kos­ten­rah­men zu bau­en.“ Nun besteht also unser Regie­ren­der gegen­über den Pira­ten auf  der not­wen­di­gen „Ein­hal­tung von Geheim­hal­tungs­re­geln zum Schutz u. a. von Betriebs- und Geschäfts­ge­heim­nis­sen.“ Mar­kus Hes­sel­mann schreibt dazu, dass Iro­nie sel­ten so trans­pa­rent war, denn Wowe­reits Flug­ha­fen­er­öff­nungs­po­li­tik und der schlech­te Umgang mit Steu­er­gel­dern füh­re eher zu Nach­tei­len für das Land Ber­lin, als das Bestre­ben der Pira­ten,  Trans­pa­renz in die Gescheh­nis­se rund um den Flug­ha­fen BER zu bringen.

Wel­ches Doku­ment war zuerst da?

Die Pira­ten wei­sen übri­gens auf ihrer Web­sei­te dar­auf hin, dass sie gar nicht das Doku­ment ver­öf­fent­licht haben, dass ihnen der Senat am 12.07.2012 über­ge­ben hat, son­dern ein Doku­ment namens „Sach­stands­be­richt BER“, wel­ches ihnen bereits am 28.06.2012 zur Ver­fü­gung gestellt wur­de. Die Pira­ten haben also gar kein Doku­ment ver­öf­fent­licht, was vom Senat als ver­trau­lich ein­ge­stuft wurde.

 

 

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