Berlin-Friedrichshagen, 29.5.2013
Mit den in diesen Tagen laut werdenden Wünschen und Forderungen von BER-Chef Hartmut Mehdorn nach einer Teileröffnung, möchten wir dieses Kurzexposé eines Notfallmediziners noch einmal in den Blick der Öffentlichkeit rücken.
Selbst wenn zunächst in Bälde „nur“ der Nordpier in Betrieb gehen sollte, ohne Gepäckbänder und Abfertigungsschalter, ohne gesicherten Brandschutz und auf einer maroden Nordstartbahn – dies alles kann man ja vielleicht Fluggästen in Billigfliegern zumuten (zumal sich ja sowieso die Frage stellt, wieviel Luxus darf denn sein bei „40 €-Tickets“?) – die Fragen zu dem medizinischen Notfallkonzept, dass der Mediziner als eines beschreibt, welches den Namen Konzept nicht verdiene, sollte dann doch mindestens geklärt sein. Aber lesen Sie selbst:
Hier gehts zum Kurzexposé
Zitate daraus:
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Das aktuelle „Konzept“ für den BER
Im Flughafengebäude wird ein unbesetzter Sanitätsraum eingerichtet. Dort befindet sich ein Notfalltelefon mit einer Direktleitung zur Einsatz-Leitstelle. Im Bedarfsfalle muss die hilfesuchende Person anrufen und ihr Anliegen einem Leitstellenmitarbeiter schildern. Dieser wählt dann die zu ergreifenden Maßnahmen aus. Ein Rettungswagen der Flughafenfeuerwehr befördert zwei Sanitäter zur Einsatzstelle. Diese werden als ebenfalls als „first responder“ tätig.
Der erforderliche Transport in eine Klinik soll ausschließlich mit einem Rettungswagen des Landkreises durchgeführt werden. An der Flughafengrenze würde somit ein Umladen des Patienten erfolgen müssen.
Kommentar aus Sicht des Notfallmediziners
Um es vorsichtig auszudrücken: Es fällt mir sehr schwer, die Bezeichnung „Konzept“ in diesem Zusammenhang zu benutzen. Die Vorhaltung ist derart unzureichend und kurzsichtig geplant, dass man im Realbetrieb des zukünftigen Groß- und Hauptstadt-Flughafens von einer permanenten und realen Lebensgefahr für die ihn benutzenden und dort beruflich tätigen Menschen ausgehen muss. Dabei geht es in der Gesamtbetrachtung nicht ausschließlich um akut lebensbedrohliche und dramatische Notfälle. Typische alltägliche Ereignisse auf Flughäfen sind z.B. Magen-Darm-Probleme, Atemstörungen verursacht durch Asthma oder Herzschwäche. Kreislaufprobleme infolge zu geringer Trinkmenge, Brustschmerzen, psychische Probleme durch Flugangst, Alkohol- oder anderen Suchtkrankheiten. Auch kommen Verletzungen und Unfälle vor: Der Koffer fällt aus dem Gepäckfach oder ein Sturz im Gedränge. …
Mit dem neuen Großflughafen präsentieren sich eine ganze Region und die deutsche Hauptstadt ihren Gästen aus aller Welt. Auch in medizinischer Hinsicht!
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