Bei der traditionellen Montagsdemonstration in Friedrichshagen – die heute seit langem erstmals wieder bei Tageslicht stattfand – erfuhren die über 1.000 Teilnehmer Interessantes zur Informationsveranstaltung der Deutschen Flugsicherung (DFS) am 22. März im Rathaus Treptow. Seitens der DFS war geplant, den geballten Sachverstand der Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI) von vornherein von der Veranstaltung auszuschließen. Doch dank der Intervention des Bezirksverordneten Herrn Welters von der Fraktion der Linken durften dennoch fünf FBI-Mitglieder teilnehmen.
Die Route 21 über Berlin wird hoffähig gemacht
Hans Niebergall von der DFS informierte die Bezirkspolitiker dann darüber, dass es zwar Aufgabe der DFS ist, Flugrouten zu „designen“, die aber mit dem tatsächlichen Flugbetrieb gar nichts zu tun hätten. Seine Besorgnis erregende Aussage war, dass die Flugzeuge grundsätzlich ab 1.500 Meter Flughöhe (5.000 Fuß) freigegeben werden. Da die Flugzeuge unterschiedlich stark steigen, wird dies zu einer Streuung in den Routenverläufen führen. In den Genuß des „Lärmsegens“ kommen somit die Bürger der Altstadt Köpenick, des Allendeviertels, Friedrichshagens, Schöneiches und anderer Teile der Müggelseeregion.
180.000 Liter Kerosin verschwinden einfach so
Ein weiteres „Highlight“ der Aussagen von Herrn Niebergall bestand darin, den Bezirksverordneten darzulegen, dass rund 180.000 Liter Kerosin einer Air France-Maschine, die Ende Januar in Berlin-Tegel notlanden musste, „einfach weg sind“, also niemals auf dem Boden angekommen sind….
Ahnungslosigkeit herrschte bei der DFS auch über die nun tatsächlich zu erwartenden Lärmbelastung der Bürger in Dezibel, da bei der Beantwortung dieser Frage ja „sehr sehr viele Faktoren mit hineinspielen“. Die DFS schlug daher vor, „mal hier und dort messen zu lassen“.
Landeanflug per Sichtflug
Mit den Landeanflügen sieht es für den Bezirk Treptow-Köpenick und die Müggelseeregion leider keinen Deut besser aus. Zwar sollten ab einem Fixpunkt von 10 nautischen Meilen hinter Erkner die Flugzeuge in einem geraden Sinkflug zum Airport geleitet werden, doch besteht „bei gutem Wetter“ die Möglichkeit für die Piloten, Sichtflug zu beantragen, um einmal mehr die Flugrouten über die Köpfe der Menschen abzukürzen. Der dann anvisierte Fixpunkt für den Landeanflug liegt dann bei nur 6 nautischen Meilen, der in etwa in der Höhe von Müggelheim beginnt.
Die DFS täuscht das BAF, das UBA , das MIL die Bezirke und alle Bürger. Und niemand hält sie auf.
Wowereit schießt den Vogel ab
Doch wer dachte, dass mit Niebergall und der DFS der skurrile Höhepunkt erreicht war, der wurde schnell eines Besseren belehrt: Erdreistete sich doch Klaus Wowereit, – seines Zeichens Vorsitzender des BER-Aufsichtsrates und Regierender Bürgermeister von Berlin – anläßlich des Gala-Dinners zum Beitritts von Air Berlin zum Oneworld-Bündnis – die von Fluglärm geplagten Bürger auch noch zu verhöhnen. Während er sich Terrine von der Wachtel auf Preiselbeer-Linsensalat, Weidekalbsrücken und getrüffelte Wirsinglasagne munden ließ, (Quelle: Tagsspiegel) gab er folgenden Ausspruch zum Besten: „Und ich sage all denen, die jetzt protestieren: Wehe ich erwische einen davon, der am neuen Flughafen eincheckt.“
Anschließend erfuhren die Demonstrationsteilnehmer dann noch, dass neben der von Lobbyisten und Flughafengesellschaften in Frankfurt gekauften Demonstration „Ja zu Fra“ nun auch in München eine ähnlich fragwürdige Veranstaltung unter dem Titel „Ja zur dritten Startbahn“ initiiert wurde. Das Bündnis wird getragen von Air Berlin, Lufthansa und weiteren finanzstarken Sponsoren. Es ist zu befürchten, dass auch in Berlin ein solches „Lobhudelbündnis“ für den Flughafen BER gegründet werden wird.
Am Samstag aber hatten die Flughafengegner bundesweit die Nase vorn, besonders in den Leitnachrichten wie Tagesschau, Tagesthemen und heute-Sendungen. Und es gab internationale Unterstützung aus London und eine Anti-Fluglärm-Demo in Nantes gegen das dortige Flughafenprojekt. Dort werden die Demonstranten durch den stellvertretenden Bürgermeister unterstützt.
Zur kulturellen Entspannung führte dann die Vorführung von Peter Waschinsky vom Deutschen Nationaltheater Fritzenhagen mit seiner Kombination aus Rap und Nessun Dorma sowie dem gelungenen Schnitt aus den zahlreichen Fluglärm-Demonstrationen.
Hier finden Sie das Video zur 39. Montagsdemonstration.
Anbei einige Impressionen der heutigen Montagsdemonstration.