43. Mon­tags­de­mons­tra­ti­on am 23. April in Friedrichshagen

Erneut demons­trier­ten ca. 1.500 Men­schen auf der Fried­richs­ha­ge­ner Mon­tags­de­mons­tra­ti­on gegen Flug­lärm. Und gleich zu Beginn der Ver­an­stal­tung wur­den die Teil­neh­mer von der musi­ka­li­schen Dar­bie­tung von Dota, der Klein­geld­prin­zes­sin in Stim­mung gebracht, die zwei aus­ge­spro­chen zutref­fen­de Lie­der zur Uto­pie „Ich habe viel zu viel Ärger und viel zu wenig Wut!“ … „Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen, es geht um die gan­ze Bäcke­rei…“ bzw. am Ende zu Klaus Wowe­reit vorstellte.

Corin­na Lud­wig berich­te­te u. a. vom Air­Port Run,  bei dem das Fried­richs­ha­ge­ner Läu­fer­team dem hin­ter­her lau­fen­den Flug­ha­fen­chef Rai­ner Schwarz die infor­ma­ti­ve Rück­sei­te  mit der Auf­schrift „Flug­lärm und Fein­staub machen krank“ zeigten.

Mit gro­ßem Inter­es­se ver­folg­ten die Bür­ger den Rede­bei­trag von Prof. Schre­cken­bach zum The­ma Gewäs­ser­öko­lo­gie, in dem ein­drucks­voll die Zusam­men­hän­ge zwi­schen den Emis­sio­nen des Flug­be­trie­bes, kran­ke Fische und lang­fris­ti­gen Anrei­che­run­gen von Schad­stof­fen im Was­ser und den dar­in befind­li­chen Lebe­we­sen hin­ge­wie­sen wur­de. Das hat auch auf die Men­schen gesund­heits­ge­fähr­den­de Auswirkungen.

In den Nach­rich­ten der Woche wies Ralf Mül­ler auf den hart erkämpf­ten Erfolg der Lon­do­ner Anlie­ger des Flug­ha­fens Heath­row hin, wie die­se erfolg­reich den Bau einer drit­ten Lan­de­bahn ver­hin­dert haben. Dies dau­er­te aller­dings 13 Jahre.

In Nordrhein-Westfalen bewegt sich die Lan­des­re­gie­rung, die wie­der­ge­wählt wer­den möch­te. Sie hat für Pas­sa­gier­jets in Köln/Bonn ein Nacht­flug­ver­bot von 0 bis 5 Uhr beschlos­sen. Die­ses Nacht­flug­ver­bot muss jedoch noch durch das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um geprüft wer­den. Ralf berich­te­te auch von einem Hin­ter­grund­ge­spräch mit Ver­tre­tern des Umwelt­bun­des­am­tes, die die lärm­fach­li­che Stel­lung­nah­me zum Flug­ha­fen geschrie­ben haben. Dabei wur­de ein­mal mehr deut­lich, dass die Flug­ha­fen­ver­ant­wort­li­chen und die Deut­sche Flug­si­che­rung sich im Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren  äußerst unse­ri­ös ver­hal­ten haben: die Zah­len, die die DFS zur Lärm­be­trof­fen­heit der Regi­on her­an­ge­zo­gen haben, wur­den vom Umwelt­bun­des­amt als nicht veri­fi­zier­bar ein­ge­stuft. Dar­über hin­aus erwies sich das von der DFS ver­wen­de­te NIROS-System als unge­eig­net und die ange­nom­me­nen Flug­da­ten als falsch.

Der Bock wird zum Gärt­ner gemacht

Dazu ein ekla­tan­tes Bei­spiel: Beson­ders lau­te Maschi­nen wie der A 380 oder die Boing 747 kom­men laut Flug­ha­fen­ge­sell­schaft am BER bis 2015 gar nicht vor. Die Maxi­mal­si­tua­ti­on mit 360.ooo Flug­be­we­gun­gen inkl. der lau­ten Lang­stre­cken­flug­zeu­ge wur­de bis­her weder von der DFS noch vom Umwelt­bun­des­amt lärm­fach­lich geprüft und wird 2015 unge­prüft auf die Regi­on los­ge­las­sen wer­den. Um die gewünsch­ten Flug­rou­ten durch­zu­set­zen, wur­de mit fal­schen Zah­len ope­riert. Und die Über­wa­chung erfolgt durch die Flughafengesellschaft.

Inter­es­sant war fer­ner, dass der Auf­sichts­rat der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft angeb­lich das Schall­schutz­pro­gramm um 17 Mil­lio­nen Euro erhöht hat. Dabei han­delt es sich jedoch ledig­lich eine Frei­ga­be von bereits bewil­lig­tem Bud­get. Denn schon schon 2005 wur­de das Schall­schutz­pro­gramm auf 200 Mil­lio­nen Euro bud­ge­tiert. 43 Mio sind also immer noch im Topf.

Auch in punk­to Lärm­gren­zen in geschlos­se­nen Wohn­räu­men ver­su­chen die Her­ren Schwarz und Co zu trick­sen: denn es darf in Wohn­räu­men „weni­ger als ein­mal täg­lich“ ein Fluglärm-Pegel von 55 Dezi­bel über­schrit­ten wer­den. D.h. es han­delt sich um eine Zahl zwi­schen 0 und 1. Herr Schwarz von der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft kommt dabei als ein­zi­ger auf die Zahl 6!

Hans Behr­bohm: Bär der Woche

60% der 18 – 24jährigen und 55% der 30 – 44jährigen Befrag­ten sind gegen ein strik­tes Nachtflugverbot.

Da gibt es kla­re wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se, neu­es­te evidenz-basierter Ana­ly­sen: Nacht­flug macht krank ; da gibt es einen Appell der Deut­schen Herz­stif­tung und offe­nen Brief füh­ren­der Herz­chir­ur­gen an die Bun­des­kanz­le­rin mit dem Fazit: Bewah­ren sie die Bevöl­ke­rung vor­den schlim­men Fol­gen von nächt­li­chem Flug­lärm. Aber dem Bür­ger in Ber­lin ist das schnuppe…..

Das Erschre­cken­de an den Ergeb­nis­sen die­ser Befra­gung ist :

1.Durch feh­len­de oder fal­sche Infor­ma­ti­on haben es die poli­ti­schen Lob­by­is­ten der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft und Air­lines geschafft, die wirk­li­chen Auswirkungen

des BER auf Ber­lin zu ver­schlei­ern. Die Bevöl­ke­rung ist getäuscht worden !

2. Die Medi­en haben kei­ne Skru­pel, die­se Befra­gung auch noch als Erfolg zu ver­kau­fen, und den BER zu rechtfertigen.

3. Mehr­hei­ten gegen  Min­der­hei­ten aus­zu­spie­len , sie  poli­tisch für  Recht­fer­ti­gun­gen von Fehl­pla­nun­gen und Fehl­ent­wick­lun­gen zu benut­zen – erin­nert an die

dun­kels­ten Kapi­tel in der deut­schen Geschichte.

Da ist es ein­mal mehr an der Zeit, Brecht zu zitie­ren: „Wer die Wahr­heit nicht weiß, der ist bloß ein Dumm­kopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt – der ist ein Verbrecher.“

Hier fin­den Sie das Video der 43. Montagsdemonstration.

Anbei eini­ge Impres­sio­nen der heu­ti­gen Montagsdemonstration.


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