Erneut demonstrierten ca. 1.500 Menschen auf der Friedrichshagener Montagsdemonstration gegen Fluglärm. Und gleich zu Beginn der Veranstaltung wurden die Teilnehmer von der musikalischen Darbietung von Dota, der Kleingeldprinzessin in Stimmung gebracht, die zwei ausgesprochen zutreffende Lieder zur Utopie „Ich habe viel zu viel Ärger und viel zu wenig Wut!“ … „Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen, es geht um die ganze Bäckerei…“ bzw. am Ende zu Klaus Wowereit vorstellte.
Corinna Ludwig berichtete u. a. vom AirPort Run, bei dem das Friedrichshagener Läuferteam dem hinterher laufenden Flughafenchef Rainer Schwarz die informative Rückseite mit der Aufschrift „Fluglärm und Feinstaub machen krank“ zeigten.
Mit großem Interesse verfolgten die Bürger den Redebeitrag von Prof. Schreckenbach zum Thema Gewässerökologie, in dem eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen den Emissionen des Flugbetriebes, kranke Fische und langfristigen Anreicherungen von Schadstoffen im Wasser und den darin befindlichen Lebewesen hingewiesen wurde. Das hat auch auf die Menschen gesundheitsgefährdende Auswirkungen.
In den Nachrichten der Woche wies Ralf Müller auf den hart erkämpften Erfolg der Londoner Anlieger des Flughafens Heathrow hin, wie diese erfolgreich den Bau einer dritten Landebahn verhindert haben. Dies dauerte allerdings 13 Jahre.
In Nordrhein-Westfalen bewegt sich die Landesregierung, die wiedergewählt werden möchte. Sie hat für Passagierjets in Köln/Bonn ein Nachtflugverbot von 0 bis 5 Uhr beschlossen. Dieses Nachtflugverbot muss jedoch noch durch das Bundesverkehrsministerium geprüft werden. Ralf berichtete auch von einem Hintergrundgespräch mit Vertretern des Umweltbundesamtes, die die lärmfachliche Stellungnahme zum Flughafen geschrieben haben. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass die Flughafenverantwortlichen und die Deutsche Flugsicherung sich im Genehmigungsverfahren äußerst unseriös verhalten haben: die Zahlen, die die DFS zur Lärmbetroffenheit der Region herangezogen haben, wurden vom Umweltbundesamt als nicht verifizierbar eingestuft. Darüber hinaus erwies sich das von der DFS verwendete NIROS-System als ungeeignet und die angenommenen Flugdaten als falsch.
Der Bock wird zum Gärtner gemacht
Dazu ein eklatantes Beispiel: Besonders laute Maschinen wie der A 380 oder die Boing 747 kommen laut Flughafengesellschaft am BER bis 2015 gar nicht vor. Die Maximalsituation mit 360.ooo Flugbewegungen inkl. der lauten Langstreckenflugzeuge wurde bisher weder von der DFS noch vom Umweltbundesamt lärmfachlich geprüft und wird 2015 ungeprüft auf die Region losgelassen werden. Um die gewünschten Flugrouten durchzusetzen, wurde mit falschen Zahlen operiert. Und die Überwachung erfolgt durch die Flughafengesellschaft.
Interessant war ferner, dass der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft angeblich das Schallschutzprogramm um 17 Millionen Euro erhöht hat. Dabei handelt es sich jedoch lediglich eine Freigabe von bereits bewilligtem Budget. Denn schon schon 2005 wurde das Schallschutzprogramm auf 200 Millionen Euro budgetiert. 43 Mio sind also immer noch im Topf.
Auch in punkto Lärmgrenzen in geschlossenen Wohnräumen versuchen die Herren Schwarz und Co zu tricksen: denn es darf in Wohnräumen „weniger als einmal täglich“ ein Fluglärm-Pegel von 55 Dezibel überschritten werden. D.h. es handelt sich um eine Zahl zwischen 0 und 1. Herr Schwarz von der Flughafengesellschaft kommt dabei als einziger auf die Zahl 6!
Hans Behrbohm: Bär der Woche
60% der 18 – 24jährigen und 55% der 30 – 44jährigen Befragten sind gegen ein striktes Nachtflugverbot.
Da gibt es klare wissenschaftliche Erkenntnisse, neueste evidenz-basierter Analysen: Nachtflug macht krank ; da gibt es einen Appell der Deutschen Herzstiftung und offenen Brief führender Herzchirurgen an die Bundeskanzlerin mit dem Fazit: Bewahren sie die Bevölkerung vorden schlimmen Folgen von nächtlichem Fluglärm. Aber dem Bürger in Berlin ist das schnuppe…..
Das Erschreckende an den Ergebnissen dieser Befragung ist :
1.Durch fehlende oder falsche Information haben es die politischen Lobbyisten der Flughafengesellschaft und Airlines geschafft, die wirklichen Auswirkungen
des BER auf Berlin zu verschleiern. Die Bevölkerung ist getäuscht worden !
2. Die Medien haben keine Skrupel, diese Befragung auch noch als Erfolg zu verkaufen, und den BER zu rechtfertigen.
3. Mehrheiten gegen Minderheiten auszuspielen , sie politisch für Rechtfertigungen von Fehlplanungen und Fehlentwicklungen zu benutzen – erinnert an die
dunkelsten Kapitel in der deutschen Geschichte.
Da ist es einmal mehr an der Zeit, Brecht zu zitieren: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt – der ist ein Verbrecher.“
Hier finden Sie das Video der 43. Montagsdemonstration.
Anbei einige Impressionen der heutigen Montagsdemonstration.