Mehdorn: Bester Schallschutz der Welt am BER!
Zu dieser und weiteren Aussagen führte die Friedrichshagener Bürgerinitiative ein Gespräch mit Hartmut Mehdorn *)
Hartmut Mehdorn hat Schönefeld als Standort für den neuen Großflughafen BER mittlerweile selbst in Frage gestellt. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ sagte der Chef der Flughafengesellschaft vor wenigen Tagen, er halte eine Ausweitung des nächtlichen Flugverbots für nicht erforderlich. „Sollte es dennoch dazu kommen, dann hätte man diesen Flughafen gar nicht bauen müssen“, so der 71-Jährige in der BamS.
Mehdorns Äußerungen haben bereits zu zahlreichen Reaktionen geführt – von Kopfschütteln bis hin zu wütenden Protesten. Beifall von der „falschen Seite“ bekommt der frühere Bahnchef dagegen ausgerechnet von den vom Fluglärm betroffenen Bürgerinitiatven, die schon immer der Auffassung waren, dass der neue Großflughafen am falschen Standort steht.
Heute Abend will sich Mehdorn im RBB den Fragen der Journalisten stellen („Mehdorn stellt sich – Der BER-Chef im Gespräch“).
Die Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI) hatte exklusiv vorab bereits die Gelegenheit, mit dem umstrittenen Flughafenchef zu sprechen und sich mit seinen Aussagen auseinanderzusetzen *).
Das vollständige Interview finden Sie hier oder siehe unten.
* ) Um an dieser Stelle etwaigen Missverständnissen vorzubeugen:
Es handelt sich um ein fiktives Interview mit Originalzitaten von Hr. Mehdorn aus seinem aktuellen Interview mit der BamS. Das Gespräch hat in dieser Form nicht stattgefunden.
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Berlin, 11.03.2014
Antworten auf die Interviewaussagen von Hr. Mehdorn
Ein Nach(t)gespräch mit der Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI)*)Für die FBI antwortet Manfred Kurz:
H. Mehdorn: „Ein Hauptstadt-Airport sollte 24 Stunden offen sein.“
FBI: Dem können wir zustimmen! Nur darf man dann den Flughafen nicht inmitten eines dicht besiedelten Gebietes errichten, sondern muss ihn weit außerhalb der Stadt bauen. International werden neue Großflughäfen weit außerhalb der Metropolen geplant und gebaut!H. M.: „Eine Ausweitung des nächtlichen Flugverbots halten wir nicht für erforderlich.“
FBI: Wer ist wir? Hier spricht Hr. Mehdorn nicht für die Bürgerinnen und Bürger aus Berlin-Brandenburg. Denn hier haben mehr als eine Viertelmillion Bürgerinnen und Bürger für ein Nachtflugverbot in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr bei den durchgeführten Volksbegehren votiert.
Hier spricht Hr. Mehdorn auch nicht für die Brandenburger Landesregierung, die das erfolgreiche Volksbegehren angenommen hat und jetzt gegenüber den Mitgesellschaftern des Flughafens die Umsetzung eines Nachtflugverbotes von 22 bis 6 Uhr fordert.H. M.: „Ein Hauptstadt-Airport sollte nach meiner Überzeugung überhaupt keinerlei zeitlichen Einschränkungen unterliegen, 24 Stunden offen sein. So ist es auf der ganzen Welt.“
FBI: Nun, hier hat Herr Mehdorn schlecht recherchiert. In der fortschrittlichen Welt gibt es oftmals Nachtflugverbote. Beispielhaft sollen hier erwähnt werden: Tokyo Narita 24 – 6 Uhr, Zürich 23 – 6 Uhr, Stockholm … . Wie schon ausgeführt, es kommt darauf an, wo genau der Flugplatz liegt. Vom Fluglärm des BER werden ein mal ca. 1,5 Millionen Menschen betroffen sein, mehr als in der drittgrößten Stadt Deutschlands, München, wohnen.H. M.: „Und deswegen haben wir hier Lärmschutzmaßnahmen ergriffen, die es in diesem Ausmaß und dieser Qualität nirgendwo auf der Welt gibt.“
FBI: Herr Mehdorn verschweigt an dieser Stelle leider, dass ca. zwei Drittel aller zu schützenden Menschen gar nicht schützbar sind!! Da sie nicht schützbar sind, sollen sie lediglich eine Entschädigung erhalten, also ungeschützt bleiben. Wir fragen uns: Wem nutzt ein versprochener Schallschutz, wenn er in der versprochenen Qualität gar nicht realisiert wird/realisiert werden kann? In diesem Zusammenhang nun den Eindruck zu erwecken, man habe Lärmschutzmaßnahmen ergriffen, die weltweit die Besten seien, muss kritisch hinterfragt werden.
Hinzu kommt, dass die dt. Gesetze dem wissenschaftlichen Stand der Erkenntnisse zur krankmachenden Wirkung von Lärm bei weitem nicht gerecht werden, so dass viele schutzbedürftige Menschen überhaupt keinen gesetzlichen Anspruch auf Lärmschutz haben. Auch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die betroffenen Anwohner die Umsetzung des im Planfeststellungsbeschluss festgeschriebenen Schallschutzniveaus erst
juristisch durchsetzen mussten, da der Flughafen hier deutlich geringere Standards umsetzen wollte und diese wohl auch von vornherein in seinem Kostenbudget nur vorgesehen hatte.H. M.: „Jedes Gespräch in einem Büro mache mehr Lärm, als die Landung eines Flugzeugs im Hausinneren in der Flughafenumgebung machen dürfe.“
FBI: Stellen Sie sich vor, dass 200 – 250mal am Tag bei Ihnen ein Radio in Gesprächslautstärke angeht, um nach 20 sec. wieder auszugehen. Egal was Sie gerade machen: lesen, sich unterhalten, Radio hören oder fernsehen oder wenn Sie versuchen zu schlafen! Finden Sie das gut? Nichts anderes bedeutet ein Schallpegel, der genau so laut ist wie ein Gespräch. Und dann schützt dieser „ach so gute Schallschutz“ auch nur bei geschlossenem Fenster. Sobald man das Fenster öffnet oder vor die Tür geht, bricht die Hölle los. Die Anwohner des BER, und dazu gehören auch viele Kinder, sind praktisch ihrer Außenumgebung beraubt, und zwar in jeder Beziehung. Dieser körperlichen und emotionalen Belastung können sie nicht ausweichen, es sei denn, sie haben die finanziellen Mittel wegzuziehen.H. M.: „Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und alle wollen stets pünktlich nach Mallorca kommen. Doch den Lärm sollen andere haben. Das geht nicht.“
FBI: Doch, das geht: Herr Mehdorn sollte sich für einen frei finanzierten Flughafen an einer großflughafentauglichen Stelle mit dünner Besiedlung einsetzen. In diesem Fall können die für den Schallschutz benötigten > 700 Mio. Euro für ein sozialverträgliches Umsiedlungsangebot an die dann neu betroffenen, relativ wenigen Menschen genutzt werden! Höchstwahrscheinlich wird man mit weniger als der Hälfte der Mittel auskommen, dabei aber wirklichen Lärmschutz realisieren und den Rest des Geldes in die Infrastrukturerschließung
investieren können. Wir versprechen Herrn Mehdorn: Die Menschen werden ihm das danken!
* ) Um an dieser Stelle etwaigen Missverständnissen vorzubeugen:
Es handelt sich um Originalzitate von Hartmut Mehdorn aus seinem aktuellen Interview mit der BamS. Das Interview ist fiktiv, das Gespräch hat in dieser Form nicht stattgefunden
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