der NEUEN AKTION
3. April 2013
Wird Mehdorns „Sprint“ ein Amoklauf
oder „Pack schlägt sich – Pack verträgt sich“?
Wer die Reaktionen des Berliner Senates oder auch der brandenburgischen Landesregierung auf das „Sprint-Programm“ des FBB-Chefs Mehdorn zur Sicherstellung der baldigen Inbetriebnahme des Pleiteflughafens BER liest, dem verschlägt es den Atem. Mehdorn will jetzt ausgerechnet die Architekten des BER-Terminals – Gerkan & Marg, sowie deren Planer von „pg bbi“ – als Problemlöser in das Projekt zurückholen. Bekanntlich wurden diese im Juli 2012 mit Schimpf und Schande vom BER verjagt. Nach allen Erkenntnissen des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft (FBB) und den in Stein gemeißelten Aussagen der Vorsitzenden des Aufsichtsrates Wowereit (SPD) und Platzeck (SPD) waren es diese Architekten und Planer, die durch schwerste Fehler die Nicht-Fertigstellung und die Nicht-Inbetriebnahme des BER verschuldet haben. Aus Gründen dieses schuldhaften Verhaltens wurde dann flugs auch eine Schadensersatzklage mit der Forderung von 80 Mio. Euro bei Gericht in Potsdam eingereicht.
Der seit Juni 2012 vorgeblich von „Gerkan“ und „pg bbi“ verschuldete und andauernde Stillstand der BER-Baustelle soll nach Angaben des Aufsichtsrates 15 Mio. Euro/Monat kosten. Erwartet werden wenigstens 25 Monate Verspätung der Inbetriebnahme. Das wären dann – ohne die anderen Schadensersatzforderungen von vielen Opfern – schon 375 Mio. Euro. Mit 80 Mio. Euro wäre Gerkan/pg bbi da noch billig davongekommen.
Jetzt kommt Mehdorn und erklärt die Schuldzuweisung und die Schadensersatzklage für seine „Sprint-Pläne“ als irrelevant. Nach seinen Erkenntnissen können nur die einst für schuldig und schadensersatzpflichtig erklärten Architekten und Ingenieure, natürlich unter seiner Führung, den BER flott machen. Im Klartext heißt dies: Wie bekloppt müssen Wowereit und Platzeck – und der gesamte Aufsichtsrat – gewesen sein, dass sie diese hochqualifizierten und für das Projekt unverzichtbaren Architekten und Planer entlassen haben.
In dieser Annahme kann man Mehdorn nur Recht geben. So hat auch „Neue Aktion“ (NA) unmittelbar nach dieser Fehlentscheidung diese als solche skizziert (PM: 120627Fortgesetzte FehlentscheidungdesBER-AR;KomBaustGerüchte170812).
Jetzt, nachdem Mehdorn seinen „Sprint“ begonnen hat, können und müssten die Versager Platzeck und Wowereit diesen Sprint als Amoklauf gegen ihre Entscheidungen werten. Stattdessen wird kleinlaut und verschämt das Tun von Mehdorn nach Presseberichten von ihnen wie folgt gewertet:
….„Weder die Landesregierung in Brandenburg noch der Berliner Senat würden sich der erwogenen Rückkehr der BER-Architekten Gerkan, Marg und Partner (GMP) widersetzen, obwohl der Aufsichtsrat im vergangenen Mai unter dem damaligen Vorsitzenden Klaus Wowereit und dem Vizechef Matthias Platzeck zugestimmt hatte, das Büro zu feuern und auf Schadenersatz zu verklagen…..
Auch von Seiten der Aufsichtsräte gäbe es keinen Widerstand, so der „Tagesspiegel“ (02.04.13)
Also: Platzeck, Wowereit und alle Mitglieder des Aufsichtsrates bestätigen öffentlich, dass sie grob fehlerhaft die Architekten und Planer eines schweren Schadens, den sie selber mit 80 Mio. Euro beziffert hatten, beschuldigt haben. Darum folgt jetzt die Wiedergutmachung durch den neuen Vorstand Mehdorn. Da ist dann selbstverständlich, dass zum Nachteil der FBB – im Grunde des Steuerzahlers – als Eigentümer, auf 80 Mio. Euro Schadensersatz verzichtet wird. Das ist Untreue, die jeden Staatsanwalt zu Ermittlungen veranlassen muss, wenn er sich dem Recht verpflichtet fühlt.
Der Sprinter wird das Ziel nicht ohne Verletzung erreichen
Natürlich weiß Mehdorn, dass nun die Schadensersatzklage zurückgezogen werden muss, und dass mit den Architekten und Planungsingenieuren – unter Berücksichtigung von Ausschreibungsbedingungen – neue Verträge ausgehandelt werden müssen. Was dabei herauskommen wird, steht rechtlich und finanziell in den Sternen. Dazu kommt noch das voraussehbare Drama des von Mehdorn angekündigten neuen Technikchefs Azer und der dann festzulegenden Verwendung von Amann. Dass auch diese Personalentscheidung dann eine totale Bloßstellung von Platzeck ist, wird nur Wowereit erfreuen. In der Sache ist die Entscheidung von Mehdorn aber mehr als zweifelhaft. Nach dem „Tunnelbau-Ingenieur“ Amann kommt nun der nächste „Fachmann für Eisenbahnbauten“ Azer. Das kann nur bedeuten, dass Mehdorn noch nicht begriffen hat, wen er wirklich braucht, um diesen Flughafen für wenigstens 5 Jahre zukunftsfähig zu machen. Er braucht nämlich „Funktionsplaner für den Bodenbetrieb eines Flughafens“. Nur sie können – fachlich erkannt – die Kriterien ermitteln, die dann von Bauingenieuren umgesetzt werden müssen. Denn, die Katastrophe der Fehlplanung ist zum einen – grundsätzlich – der falsche Standort, zum anderen aber auch die fehlende Planung der Funktionen, die Voraussetzung sind, um den reibungslosen Flughafenbetrieb für bis zu 40 Mio. Passagiere/Jahr sicherzustellen. Zu diesem gravierenden Punkt gibt es auch bei Mehdorn Fehlanzeige. Darum wird am Ende seines Wirkens auch kein erstrebter Zieleinlauf erfolgen, es wird – aufgrund unumkehrbarer Tatsachen absehbar – heißen: „Der unvollendete BER“.
Es gibt kein bekanntes Beispiel in der neueren Wirtschaftsgeschichte in Deutschland, das belegt, wie ein Vorstand einen Aufsichtsrat vorführt und ihn zum Gespött der Fachwelt macht. Es kam, wie es kommen musste: Durch eigenes Versagen ausgelöst hat sich der FBB-Aufsichtsrat zum Deppen für Mehdorns „Sprinterei“ gemacht. Damit beweist er, dass er nicht nur unfähig ist, durch Rücktritt die Konsequenzen zu ziehen. Bewiesen hat er auch seine Fähigkeit, sich für die Zukunft zum Trottel zu degradieren. Dabei decken ihn die Kontrolleure (Mitglieder in den Parlamenten) und im Zweifel auch wohlgesinnte Medien.
Der Volksmund urteilt über solche Machenschaften treffend: „Pack schlägt sich – Pack verträgt sich“!
Redaktion Neue Aktion (NA)
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